Von zwölf auf 25 Milliarden? Startup-Verband fordert Tempo bei WIN-Initiative | Fabian-Frey: “Aus Signal muss Investitionsschub werden”
Berlin, 17.09.2025
Vor einem Jahr startete die WIN-Initiative, die bis 2030 zusätzlich zwölf Milliarden Euro für Startups und Scaleups in Deutschland mobilisieren soll. Der Startup-Verband zieht eine erste Zwischenbilanz. „Die WIN-Initiative war und ist ein starkes Signal für die Startup-Finanzierung in Deutschland. Aus dem Signal muss jetzt ein echter Investitionsschub werden. Der neue Koalitionsvertrag will die WIN-Investitionen sogar auf 25 Milliarden Euro bis 2030 verdoppeln. Aber dafür muss die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für Investoren verbessern. Andernfalls wird es kaum möglich sein, das selbst gesetzte Ziel zu erreichen”, sagt Zoé Fabian-Frey, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands.
Beim WIN-Auftakt im September 2024 hatten sich führende Köpfe aus Wirtschaft und Finanzwelt gemeinsam mit der Bundesregierung zur Stärkung von Wachstums- und Innovationskapital bekannt: Während sich die beteiligten Investoren, Banken und Unternehmen selbst verpflichteten in den nächsten sechs Jahren 12 Milliarden Euro in Venture Capital zu investieren, versprach die Bundesregierung eine Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Versprechen bisher nur teilweise eingelöst
Nicht bekannt ist, wie viel der zugesagten 12 Milliarden bereits tatsächlich investiert worden sind. Auch das Versprechen der Politik ist bislang nur teilweise eingelöst. Von den zehn angekündigten Maßnahmen wurden bisher nur der Leuchtturmwettbewerb der Startup-Factories sowie die Anpassung der Anlageverordnung vollständig umgesetzt. Weitere regulatorische und steuerliche Maßnahmen wurden mit dem Standortfördergesetz auf den Weg gebracht. Doch der benötigte Investitionsschub für die zwölf Milliarden bzw. sogar 25 Milliarden Euro ist auch davon nicht zu erwarten. Auch die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Finanzierungsinstrumente, etwa für sogenannte First-of-a-kind-Investitionen, sind zwar in Vorbereitung, stehen aber noch aus. „Wir brauchen von der Bundesregierung jetzt mehr Tempo und Priorität für dieses Zukunftsthema”, so Fabian-Frey.
Im internationalen Vergleich zeigt sich das Bedürfnis nach weiteren Maßnahmen besonders deutlich: Seit Anfang 2023 wurde in den USA – gemessen am BIP – rund viermal so viel in Startups investiert wie in Deutschland, in Großbritannien das Dreifache und in Frankreich immerhin noch das Eineinhalbfache.
Von Ankündigungen zu Ergebnissen
„Die Startup- und Scaleup-Strategie der Bundesregierung sollte neuen Schwung bringen. Sie wird auch zeigen, wie ernst es die Koalition bei dem Thema Startup-Finanzierung wirklich meint. Startups müssen endlich Top-Priorität haben. Entscheidend sind mehr Entschlossenheit und eine konsistente Politik für Innovation und Wachstum,“ betont Fabian-Frey. Andere Länder machen das vor: So habe z.B. Italien steuerliche Anreize für Investitionen in Venture Capital eingeführt.
Der Startup-Verband sieht beim Standortfördergesetz Nachbesserungsbedarf. Es sei zwar ein richtiger Ansatz, müsse aber ambitionierter und breiter ausgestaltet werden. „Das Standortfördergesetz sollte genutzt werden, um unter anderem Mitarbeiterbeteiligungen zu stärken und leichter umsetzbar zu machen. Dazu zählen einfache Bewertungsmethoden, ein Gleichlauf von Steuer- und Sozialversicherungsrecht sowie eine eigene Anteilsklasse im GmbH-Recht“, so Fabian-Frey.
Es brauche eine Investitionspolitik, die vor allem privates Kapital stärker in Zukunftstechnologien lenkt. „Wenn SPD-Chef Lars Klingbeil Investitionsminister werden will, sollte er gerade private Investitionen in Innovation und Wachstum erleichtern, nicht nur das staatliche Sondervermögen verteilen,“ kritisiert Fabian-Frey. Die deutsch-französische Initiative FIVE (Financing Innovative Ventures in Europe) unter Leitung des ehemaligen französischen Notenbankchefs Christian Noyer und des Klingbeil-Vorgängers Jörg Kukies zeigen zwar wichtige Aktivitäten. „Doch die Kraft liegt in der Umsetzung,“ so Fabian-Frey.
Auch Reformen der Altersvorsorge sollten aus Sicht des Startup-Verbands dringend angegangen werden: Instrumente wie die Frühstart-Rente und die Reform der Riester-Rente seien entscheidende Hebel, um privates Kapital für Innovationen zu mobilisieren. Zugleich profitieren Bürgerinnen und Bürger auf diesem Wege von dem wirtschaftlichen Erfolg der Wachstumsunternehmen.